Dienstag, 06. Dezember 2011:
Liebes Tagebuch,
ich hatte heute wieder ein Erlebnis der besonderen Art… Dass Kindergartenkinder (oder deren Eltern?) mal ihren Frühstücksrucksack vergessen, ihn daheim oder im Auto liegen lassen, keine Zeit gefunden wurde etwas Essbares einzupacken o.ä. ist keine unbekannte Situation. Kennen wir, hatten wir schon, wundert uns nicht. Aber das, was heute am Nikolaustag passierte, ist tatsächlich einzigartig… *schmunzelt
Ort: Kindergarten
Zeit: Frühstück mit meinen Zwergen
Situation: Die Kinder sitzen am Tisch, packen ihr Frühstück aus und ich verteile Getränke. Plötzlich ertönt ein lautes Stimmchen: „Heeeeeeeeeeeeeeeika!“ und ich drehe mich um. „Heika, meine Mama die spinnt!“ Etwas verwirrt schaue ich das kleine Mädchen (4 Jahre) an und frage sie, wie sie zu dieser Aussage käme. „Die Mama spinnt wirklich, die hat mir heute Butter eingepackt!“ Ich gehe zu ihr und bitte sie mir ihre Tasche zu zeigen. Sie greift hinein und zieht tatsächlich eine Margarinepackung hervor. Ach, denke ich mir, da hatte die Mutter sicher keine Tupperdose zur Hand und hat das Frühstück daher in der Margarinepackung verstaut. Vielleicht haben sie Plätzchen gebacken und sie hat ihrer Tochter diese in den Kiga mitgegeben – es ist schließlich Nikolaus!
Laut sage ich: „Deine Mama hat dein Frühstück sicher dort hinein gelegt“ und nehme ihr die Dose aus der Hand. Ich schaue hinein und was sehe ich?! Keine Plätzchen… sondern tatsächlich Margarine!
Wahrscheinlich habe ich selten in meinem Leben so „dumm aus der Wäsche geschaut“… Meine Kolleginnen konnten es auch kaum glauben und kamen aus dem Lachen nicht mehr raus.
Welch eine Nikolausgabe! Was sie wohl heute Abend im Stiefel finden wird?! Wir können nur Vermutungen anstellen. ^^
Natürlich haben wir das Kind nicht hungern lassen. Ich „rettete“ es mit einer Schale Cornflakes und war so für sie ein größerer Held als der Nikolaus, der uns kurz zuvor besucht hatte.
Naja, das stimmt wohl nicht so ganz, aber ich rede es mir zumindest ein… ^^
Samstag, 24. Dezember 2011:
Liebes Tagebuch,
der folgende Briefwechsel ist zwar schon sehr alt, aber immer wieder schön und auch heute noch aktuell. Davon mal abgesehen lese ich es einfach gerne:
Gibt es ein Christkind?
Der folgende Briefwechsel zwischen Virgina O’Hanlon und Francis P. Church stammt aus dem Jahr 1897. Er wurde über ein halbes Jahrhundert – bis zur Einstellung der „Sun“ 1950 – alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit auf der Titelseite dieser Zeitung abgedruckt.
Die 8-jährige Virginia O‘Hanlon aus New York wollte es ganz genau wissen. Darum schrieb sie an die amerikanische Tageszeitung Sun einen Brief:
„Ich bin 8 Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt kein Christkind. Papa sagt, was in der Sun steht, ist immer wahr. Bitte sagen Sie mir: Gibt es ein Christkind?“
Virginia O’Hanlon.
„Virginia, Deine kleinen Freunde haben nicht recht. Sie glauben nur, was sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein; ob er nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört. Im Weltall verliert er sich wie ein winziges Insekt. Solcher Ameisenverstand reicht nicht aus, die ganze Wahrheit zu erfassen und zu begreifen.
Ja, Virginia, es gibt ein Christkind. Es gibt es so gewiss wie Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es kein Christkind gäbe! Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie – gar nichts, was das Leben erst erträglich macht. Ein Flackerrest an sichtbarem Schönen bliebe übrig. Aber das Licht der Kindheit, das die Welt ausstrahlt, müsste verlöschen.
Es gibt ein Christkind, sonst könntest Du auch an Märchen nicht glauben. Gewiss, Du könntest Deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute ausschicken, das Christkind zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme das Christkind zu Gesicht – was würde das beweisen? Kein Mensch sieht es einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mondwiesen tanzen. Trotzdem gibt es sie. All die Wunder zu denken – geschweige denn sie zu sehen, das vermag nicht der Klügste der Welt.
Was Du auch siehst, Du siehst nie alles. Du kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum? Weil es einen Schleier gibt, der die wahre Welt verhüllt, einen Schleier, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt zerreißen kann. Nur Glaube und Poesie und Liebe können ihn lüften. Dann wird die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen sein.
„Ist das denn auch wahr?“ kannst Du fragen. Virginia, nichts auf der ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger. Das Christkind lebt, und ewig wird es leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird es da sein, um Kinder wie Dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnacht, Virginia.
Dein Francis P. Church.”